Valencia am Sonntag, 19. März 2023
Vergangene Woche war ich Teil meines ersten offiziellen Vortrags auf Spanisch im Trainingszentrum “Sporta”.
Dieses Event war ein kleiner Milestone für mich, denn ich will mich auch in Zukunft mit Menschen auf der ganzen Welt austauschen und das teilen, was ich lerne. In diesem Blogbeitrag feiere ich diesen Milestone mit euch und teile ein paar Gedanken zum Thema “Fokus auf den Prozess”.
Bei allem, was andere Menschen machen, bekommen wir nur die Oberfläche mit. Was dahintersteckt, bleibt häufig versteckt.
Schon mit “Die Nachwuchstrainer” haben wir unter der Rubrik “Post your fails” auf Social Media geteilt, dass wir häufig nur das Endresultat in den Sozialen Medien mitbekommen.
Als gäbe es im Leben wirklich „over night success“ 😒 Also den plötzlichen Erfolg über Nacht, ohne davor etwas investiert zu haben.
Es ist normal, dass ich mich hinterfrage, was ich in meinem Leben erreicht habe, wenn ich ständig sehe, wie cool anscheinend das Leben der Anderen ist. Ich weiß, dass es zahlreiche Studien gibt, über die Zusammenhänge zwischen hohem Medienkonsum und Selbstbewusstsein & Selbstwert.
Indem Timon und ich unsere Fehlversuche beim Videodreh teilten, wollten wir die Message senden, dass niemand perfekt ist und Fehler nichts Schlimmes sind. Und da stehen wir noch immer dahinter.
In diesem Beitrag teile ich einen Teil des Prozesses, der dazu führte, dass ich die Chance hatte, diesen Vortrag durchzuführen. Auch in meinem Beispiel war das kein Ergebnis, das über Nacht zustande kam.
Fokus auf den Prozess…
…Das ist, was wir bei o4U machen wollen. Wenn wir die “richtigen Dinge richtig machen” (Grüße an Henrik und Ansi), dann sind die anfangs erwünschten Resultate der schöne Nebeneffekt.
Was wir damit meinen, erkläre ich dir in einem Beispiel aus dem Fußball:
Wenn ich als Mannschaft Spiele gewinnen will, muss ich lt. Regelwerk mindestens ein Tor mehr erzielen als mein*e Gegner*in.
Also frage ich mich: Welche Faktoren sind ausschlaggebend, dass wir Tore schießen?
Eine Antwort: Wenn der Teamgeist stimmt.
Annahme: Bei gutem Teamgeist haben alle mehr Spaß und strengen sich alle mehr an.
Dadurch kommt es in der Regel zu mehr Ballgewinnen, höherer Laufbereitschaft & Torchancen (denn Achievement = Skill x Effort).
Frage: Wie schaffe ich einen guten Teamspirit auf dem Platz?
Antwort: Zum Beispiel, indem wir uns gegenseitig motivieren + abklatschen + coachen.
Stell dir nun vor, in einem Spiel liegst du mit deiner Mannschaft hinten. Es ist noch genug Zeit, um Tore zu erzielen. Doch wie schafft ihr das?
“Auf den Prozess fokussieren” bedeutet, dass nicht unbedingt die Taktik umzustellen, Spieler*innen auszuwechseln oder sonstiges, sondern, dass wir uns darauf zurückbesinnen, uns gegenseitig zu motivieren + abzuklatschen + zu coachen.
Wir gehen davon aus, dass wenn wir diese Faktoren berücksichtigen, automatisch den Teamgeist verbessert, wir uns wieder mehr anstrengen und letztlich Torchancen erarbeiten.
Es kann dazu kommen, dass wir so viel Spaß am Prozess haben und auf diesen so fokussiert sind, dass das letztliche Ergebnis uninteressant wird und wir uns nach einem erfolgreichen Spiel fragen:
Habe ich gewonnen? 🤔
Fokus auf meinen Prozess…
Ein bisschen hat sich der Abend der Rede für mich so angefühlt. Ich war sehr zufrieden nach dem Vortrag. Ich denke, du kennst das Gefühl der inneren Genugtuung, wenn du etwas umsetzt, das du dir seit längerem vorgenommen hast und dir viel bedeutet. Und natürlich fühle ich Dankbarkeit für alle, die mich auf meinem Weg bis dahin begleitet haben.
Wenn ich ehrlich zu euch bin, ist die Überschrift gar nicht zu 100% wahr. Denn beim Schwelgen in Erinnerungen, ist mir aufgefallen: Dies war nicht mein erster Vortrag auf spanisch.
So schnell geht es, dass ich selbst in die Falle tappe und denke, das war ein „over night – success“.
Hier eine kleine Aufzählung an Erfahrungen, die für mich Faktoren waren, die es möglich machten, den Vortrag umzusetzen:
- Mein Spanisch Unterricht in der Schule u.a. bei Frau Ulrich (wird bald mal wieder Zeit für ne Dankes-Mail an sie)
- Die Fußballvideos, die ich auf spanisch damals auf TikTok aufgenommen habe, waren wie unzählige Mini-Vorträge vor mir selbst
- Als ich mich in der Uni freiwillig gemeldet habe, meine Übungen vor der Klasse vorzustellen, obwohl ich Angst hatte, etwas falsch zu machen und aufgeregt war (oder besser gesagt: “gerade weil ich Angst hatte…”- Komfortzone verlassen = Lernen)
- Der erste o4U Live-Podcast, den ich zur Vorbereitung mit Marcel und Kim zum selbigen Thema aufgenommen habe
- Die Gewohnheiten Workshops, die ich durch o4U durchgeführt habe (Danke an eine ganze Reihe an Menschen, v.a. JFK, Ansi, Meli, Timon, Henrik, mi padre, mi madre, Herr Buggle, Herr Rieland etc.)
- Das tägliche Journaln, das tägliche Austauschen, das tägliche Weiterbilden vor allem in Momenten, in denen ich keinen Bock drauf hab und eigentlich nur den ganzen Tag im Bett liegen will
- Stetige Lesen & Reflektieren, um zu lernen, wie ich liebevoller mit meinen Mitmenschen umgehen kann
- Regelmäßige Intention setzen, aus Mut zu handeln und ich deshalb Quico damals danach fragte, wie man richtig Futsal spielt
- Großer Punkt: Immer wieder meine Woche planen und deshalb Momente mit anderen Menschen vor Ort genießen kann (P.S.: Woche planen ist aktuell noch ein großer Widerstand für mich, kostet mich echt viel Überwindung, weil ich noch kein passendes System ausgiebig gesucht habe)
- Vor allem die vielen kleinen Momente, in denen wir uns auf den Prozess fokussiert haben und keine Resultate gesehen haben (und so fühlt es sich immer wieder an 😂!)
Der Vortrag
Zum Inhalt des Vortrags erfahrt ihr an anderer Stelle noch mehr.
Doch ich teile trotzdem eine kleine Anekdote mit euch.
Ich habe im Vortrag die Regel zum Thema Verhaltensänderung “Mach es einfach” von James Clear aus dem Buch “Atomic Habits” erklärt.
Kurz zusammengefasst:
Wir nehmen an, wir wollen eine neue Gewohnheit installieren, z.B. regelmäßig Sport treiben.
Häufig setzen wir die Hürde für diese Gewohnheit direkt sehr hoch an und sagen: “Ab nächster Woche mache ich jeden Tag 10min Sport“.
Das Problem hierbei ist, dass wir nach einem anfänglichen Motivationsschub und dem Einpendeln in den Alltag diese Gewohnheit nach ein paar Wochen aufgeben.
Der Tipp von James Clear: Statt nur das große Ziel zu setzen “Jeden Tag 10min Sport”, setze dir zusätzlich ein kleines Ziel, wie zum Beispiel “Jeden Tag 1 Kniebeuge machen”.
Warum?
Wenn wir an manchen Tagen unmotiviert sind, dann kommen uns 10min Sport wie eine unbewältigbare Aufgabe vor. Wenn wir stattdessen nur an 1 Kniebeuge denken, trauen wir uns zu, diese Aufgabe durchzuführen.
Und was passiert so oft? Wenn ich 1 Kniebeuge mache, dann mache ich auch 2. Aus 2 Kniebeugen werden 3. Und so weiter, bis wir dann manchmal bei unseren 10min Sport ankommen.
In der Rede, wollte ich diese Effekt aufzeigen, indem ich einen Teilnehmer zuerst auffordere, doch bitte 100 Kniebeuge zu machen (in der Erwartung, dass kein Teilnehmer 100 Kniebeuge machen will an so einem Abend und ich somit erklären kann, dass in unserem Kopf 100 Kniebeuge eine mentale Blockade auslösen), um ihn dann zu bitten nur 1 Kniebeuge zu machen und dann noch eine und noch eine und noch eine…
Stell dir nun also vor, wie ich einen Gast anspreche:
Ich: “Um die 1. Regeln von James Clear zu erklären, folgende Frage an dich, Juanjo: Kannst du bitte jetzt für uns 100 Kniebeugen machen?”
Er schaut mich an und fragt: “Jetzt? 100 Kniebeuge?”
Ich: “Ja, genau.”
Er: “Ja klar, kann ich das machen.”
Ich (improvisiere): “Okay…ehm…, kannst du auch 200 machen?” 😂
Zum Glück waren 200 Kniebeuge dann auch ihm zu viel.
Im Nachhinein hätte ich echt gerne gesehen, wie er 100 Kniebeuge macht, doch vielleicht lässt sich das im nächsten Vortrag einbauen.
Meine Message an Mich:
Denk daran, es gibt ein Licht am Ende des dunklen Tunnels und DU hast die Fähigkeiten, bis zum Ende durchzugehen.
Und:
Du kannst dir sicher sein, dass ein nächster Tunnel kommen wird UND du wirst wieder die Energie aufbringen, um durch den Tunnel zu kommen.
Zum Abschluss zitiere ich eine meiner Lieblingsfußballschulen (neben Entfaltungszone, Home of Goals, domletics & justfootball academy und weiteren):
“Trust The Process.”
– Project xi