Freiburg am Montag, 13. Februar 2023
Anlässlich der heutigen Nacht gibt es ein Superbowl-Special, allerdings geht es mir weniger um den Sieg der Kansas City Chiefs, als vielmehr die Herausforderung, „Signal“ von „Noise“ zu trennen.
Gemeint ist damit, dass in jeder Aussage, in jeder Sache, in jeder Emotion, in jeder Meinung mindestens ein kleines Fünkchen Wahrheit steckt. Die Herausforderung ist, diese Fünkchen zu finden und vom sonstigen „Lärm“ zu trennen. Lärm zu erkennen ist oft leichter, als ihn von der Wahrheit zu trennen. Ein Beispiel wären fremdenfeindliche Aussagen, bei denen oft völlig klar ist, dass sie aus bestimmten Ängsten entstehen und eigentlich überhaupt nichts mit irgendwelchen Menschen anderer Herkunft zu tun habe, sondern bloß auf sie projiziert wird. Die Kunst ist, zu erkennen, was projiziert wird und warum und sich nicht vom Gebrabbel drumrum verwirren zu lassen.
Auch bei mir selbst versuche ich aktuell immer wieder Lärm und Wahrheit zu trennen. So auch beim Superbowl, bei dem natürlich wie es sich gehört, die amerikanische Hymne gesungen wird. Mit Feuerwerk, Tränen, Emotionen, Flugzeugen, Flagge und allem was dazu gehört.
Für mich ist relativ klar, dass ich mich weder dem Land Amerika besonders verbunden fühle, noch generell irgendwas von Nationalstolz und Patriotismus halte (egal welches Land). Ein Großteil unserer aktuellen Probleme stammt aus diesem Denken von Separation, von „wir gegen die“. Wir bringen unsere eigene Identität oftmals dadurch hervor, dass wir uns gegen andere abgrenzen. Wovon am Ende niemand so richtig profitiert.
Doch trotzdem merke ich, dass ich in solchen Momenten emotional werde und es irgendwas in mir berührt, wenn ich den Trainer der Philadelphia Eagles weinen sehe und spüre, wie wichtig es den Menschen ist, die aus vollem Hals mitsingen. Und dann frage ich mich: Was ist meine „Nationalhymne“? Denn ich glaube, die Wahrheit daran ist, dass es eine unfassbare Kraft freisetzen kann und auch sehr guttut, etwas Größeres zu haben, für das man lebt und sich dieses in gewissen Momenten bewusst zu machen. Und auch eine musikalische Untermalung schadet sicherlich nicht.
Was ich glaube, in solchen Momenten zu spüren, ist, dass mir diese „emotionale“ Komponente manchmal fehlt bzw. ich sie mir mehr wünschen würde. Eine tiefere Connection, zu meinem Warum, zu etwas Größerem als mir selbst, ohne mich auf mich, meine Familie, meinen Sportverein, mein Land, meine Religion oder sonst irgendwas zu begrenzen. Das ist das Signal, was ich aus dem ganzen Tamtam, der Hymne, der amerikanischen Flagge & Co mitnehme. Das ist das Gefühl, was ich bekomme, wenn ich Menschen beim Gottesdienst sehe und wie sie darin aufgehen.
Das ist das Fünkchen Wahrheit, was ich in unserer heutigen immer mehr polarisierten und extremen Welt sehe. Den intensiven Wunsch der Menschen, etwas zu haben, wofür sie wirklich brennen und daran glauben. Und diese Lücke wird dann mit Religion, Sport, Patriotismus oder sonst was gefüllt.
Wäre es nicht cool, wenn es eine gemeinsame Identität, eine gemeinsame Story gäbe, für die man brennt, ohne andere auszuschließen, sondern in der es gerade darum geht, andere dazu zu holen. Ohne aufzuzwingen, sondern ein gemeinsamer Nenner, der bedeutet, dass wir alle unterschiedlich und einzigartig sind und es gerade darum geht, das zum Wohle aller einzubringen.
Ich suche quasi die „Game-B-Hymne“. (Was bedeutet „Game-B“?)
Ich bin mal gespannt, was mein Unterbewusstsein die nächsten Tage so ausspuckt und auf was für Ideen ich kommen werde.