Anselm #39
Freiburg am Montag, 30. Januar 2023
Lustig…. Jetzt entscheide ich mich dafür, nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder einen Tagebuch-Blog zu schreiben und was lese ich in meinem eigenen letzten Beitrag? Das mir meine Kniescheibe zum zweiten Mal rausgesprungen ist. Dreimal darfst Du raten, was mir letzte Woche zum dritten Mal passiert ist? (Richtig, wieder die Kniescheibe).
Irgendwie beschreibt diese Situation sinnbildlich ganz gut wie es mir gerade geht. Denn einerseits ist „alles scheiße“, eine Kniescheibe, die sich bei intensiver Belastung verabschiedet, macht jetzt keinen Riesenspaß, andererseits ist es sehr erstaunlich, wie stabil mein Knie trotz dessen ist und durchaus verwunderlich, dass da noch nichts kaputt gegangen ist. Irgendwie bin ich hin- und hergerissen zwischen Glück und Unglück, zwischen Opferrolle und Dankbarkeit.
An meinem Leben fühle ich mich aktuell an einem ähnlichen Punkt (es geht hier so grob um die letzten Wochen). Ich fühle mich wie in einer Achterbahn oder eher in einer Strobo-Disco, denn der Übergang fehlt. In manchen Momenten habe ich eine komplette Klarheit und unendlich Energie, die ganze Welt zu retten, aber schon ein paar Stunden später (oder früher) hinterfrage ich auf einmal alles, was ich mache. Habe Angst davor, was passiert, wenn „die ganzen Leute“ Recht haben und sowas wie o4U zwar eine schöne Vorstellung, aber realistisch nicht umsetzbar ist. Zweifle daran, ob es möglich ist, so zu leben wie ich es mir vorstelle, ob man gegen die negativen Entwicklungen in der Welt überhaupt ankommt und ob ich in der Lage sein werde, meine Familie zu versorgen (seit dem letzten Beitrag bin ich nämlich tatsächlich Vater geworden 😊).
In diesem Prozess kam immer wieder auf, dass ich das Ganze teilen will und den Anfang setze ich hiermit und ebenso die Intention, das Ganze regelmäßig weiterzuführen. Schreibtherapie sozusagen. 🙂
Meine aktuelle eigene Analyse: Elias war vor ein paar Tagen zu Besuch und als wir darüber gesprochen haben, dass ich aktuell oft hin- und hergerissen bin und unsicher, was ich wirklich will, meinte er: „Old Ansi dying.“ In dem Moment hat es nicht so viel ausgelöst, aber im Nachhinein (besonders heute Morgen) kam das nochmal auf und hat sehr stark mit mir resoniert. Ich bin gerade an einem Übergangspunkt zwischen zwei Welten, zwei Anselms und das war sicherlich schon häufiger so und wird auch wieder so sein, aber das hier ist gerade sehr wichtig und fühlt sich wie eine Weichenstellung für den Rest meines Lebens an. Mal schauen, wohin die Reise führt und welcher Ansi neugeboren wird. Ich schreibe jetzt nach der Tagebuch-Blog-Wiederaufnahme hinterher gleich noch den ersten Newsletter seit langer Zeit.
Exciting times! 😊